Welche Rolle spielt Strahlenschutz in der Medizin?

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Strahlung ist aus der modernen Medizin nicht wegzudenken. Röntgenaufnahmen, Computertomografie (CT), Nuklearmedizin oder Strahlentherapie – all diese Verfahren basieren auf ionisierender Strahlung. Sie ermöglichen Diagnosen und Therapien, die vor wenigen Jahrzehnten undenkbar gewesen wären. Gleichzeitig birgt Strahlung Risiken, die sowohl Patient:innen als auch medizinisches Personal betreffen. Deshalb ist Strahlenschutz ein zentrales Thema in der Medizin.

Strahlung als wertvolles Diagnose- und Therapiewerkzeug

Ionisierende Strahlung durchdringt Gewebe und macht innere Strukturen sichtbar. In der Radiologie sind Röntgen und CT aus der Diagnostik nicht wegzudenken. Sie liefern schnelle, präzise und detaillierte Bilder, die etwa bei Knochenbrüchen, Tumoren oder Gefäßerkrankungen entscheidend sind. In der Nuklearmedizin werden radioaktive Substanzen (Radiopharmaka) eingesetzt, um Stoffwechselprozesse sichtbar zu machen oder gezielt krankhaft veränderte Zellen zu zerstören. In der Onkologie kommt Strahlung therapeutisch zum Einsatz, etwa um Tumorzellen gezielt zu bekämpfen.

Diese Verfahren tragen erheblich zu einer besseren Patientenversorgung bei – von der frühen Diagnosestellung über die Planung von Eingriffen bis zur Erfolgskontrolle von Therapien.

Das Spannungsfeld: Nutzen und Risiko

So hilfreich Strahlung ist, sie kann auch schädlich sein. Ionisierende Strahlung kann Zellen und DNA schädigen und dadurch langfristig das Risiko für Krebserkrankungen erhöhen. Deshalb gilt im medizinischen Kontext das ALARA-Prinzip: As Low As Reasonably Achievable – die Strahlenexposition soll so gering wie möglich gehalten werden, ohne dabei die diagnostische oder therapeutische Qualität einzuschränken.

Für Patient:innen bedeutet das: Jede Untersuchung mit Strahlenanwendung muss sorgfältig abgewogen werden. Ist ein MRT (Magnetresonanztomografie) oder Ultraschall eine gleichwertige Alternative, sollte diese bevorzugt eingesetzt werden. Ärzt:innen müssen den Nutzen und das Risiko stets individuell gegeneinander abwägen.

Strahlenschutz für Patient:innen

Im Mittelpunkt steht die Sicherheit der Patient:innen. Dazu gehören:

  • Optimierung der Strahlendosis: Moderne Geräte arbeiten mit immer geringeren Dosen bei gleichzeitig hoher Bildqualität.

  • Gezielte Anwendung: Untersuchungen werden nur durchgeführt, wenn sie medizinisch gerechtfertigt sind.

  • Physischer Schutz: Strahlenschutzschürzen, Schilddrüsenschutz oder Bleibrillen schützen besonders empfindliche Körperregionen.

  • Aufklärung: Patient:innen werden über Nutzen und mögliche Risiken informiert.

Strahlenschutz für medizinisches Personal

Neben Patient:innen ist auch das Personal in Radiologie, Nuklearmedizin und Strahlentherapie einer Strahlenbelastung ausgesetzt. Um Risiken zu minimieren, sind klare Schutzmaßnahmen etabliert:

  • Abschirmung: Wände und Fenster in Untersuchungsräumen sind strahlendicht ausgeführt.

  • Abstand: Wer nicht direkt am Gerät arbeiten muss, hält Abstand zur Strahlenquelle.

  • Zeit: Die Dauer der Exposition wird auf das Notwendige begrenzt.

  • Persönliche Schutzausrüstung: Bleischürzen, Handschuhe oder mobile Schutzwände gehören zum Standard.

  • Dosimetrie: Strahlendosimeter überwachen die individuelle Belastung und stellen sicher, dass gesetzlich festgelegte Grenzwerte eingehalten werden.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Strahlenschutz ist in Deutschland streng geregelt – unter anderem durch das Strahlenschutzgesetz und die Strahlenschutzverordnung. Diese schreiben vor, wie mit radioaktiven Stoffen und Röntgeneinrichtungen umzugehen ist, wer welche Qualifikationen benötigt und welche Dokumentationen verpflichtend sind. Auch Fortbildungen im Strahlenschutz sind regelmäßig vorgeschrieben, um den aktuellen Stand der Technik und der Schutzmaßnahmen zu gewährleisten.

Zukunft des Strahlenschutzes

Die Entwicklung geht klar in Richtung Dosisreduktion bei gleichbleibender Qualität. Digitale Bildverarbeitung, KI-gestützte Optimierungen und neue Materialien im Strahlenschutz tragen dazu bei, Risiken weiter zu senken. Auch in der Ausbildung von Ärzt:innen und MTRAs gewinnt das Thema zunehmend an Gewicht, da Sensibilität und Bewusstsein für den Strahlenschutz entscheidend sind.

Fazit

Strahlung ist ein mächtiges Werkzeug der modernen Medizin – sie rettet Leben, ermöglicht präzise Diagnosen und bietet wirksame Therapien. Doch ihre Anwendung erfordert Verantwortung. Strahlenschutz ist deshalb keine Nebensache, sondern ein integraler Bestandteil der medizinischen Praxis. Für Patient:innen bedeutet er Sicherheit und Vertrauen, für das Personal ist er eine Grundvoraussetzung für langfristige Gesundheit.

Wer Strahlung einsetzt, muss den Schutz immer mitdenken. Denn nur wenn Nutzen und Risiken im Gleichgewicht stehen, kann moderne Medizin ihr volles Potenzial entfalten.